Beim Plausch über die favorisierte Konfitüre mit Menschen aus einem anderen deutschsprachigen Raum ist Ihnen vielleicht schon aufgefallen, dass die „Blaubeere“ dort, wo sie „Heidelbeere“ heißt, eher als violett denn als blau wahrgenommen wird.
Eine andere Sichtweise auf die Welt offenbart sich also in einem anderen Vokabular – oder anders gezogenen Kategoriegrenzen.
Anmerkung: Die Begriffe „sprachliche Kategorie“ und „sprachlicher Prototyp“ erklären wir hier.
Die Wissenschaftler Brent Berlin und Paul Kay haben in den 1960er Jahren herausgefunden, dass alle Sprachen der Welt die Farben „Schwarz“ und „Weiß“ unterscheiden – Prototypen der Kategorien „Hell“ und „Dunkel“.
In fast allen Sprachen tritt zudem eine Ausdifferenzierung des hellen, warmen Bereichs hinzu: Rot. Mindestens eine weitere Kategorie ist bei diesen Sprachen zusätzlich vorhanden: entweder „Gelb“ oder „Grün/Blau“.
Sprachwissenschaftler zählen insgesamt elf Grundfarben bzw. Farbkategorien, die in den meisten Sprachen benannt werden. Alle anderen Farben (z.B. Beige oder Aubergine) sind einer der Grundfarben zugeordnet: Beige ist eine Art von Braun, Aubergine eine von Violett.
Einen Sonderfall bildet neben dem Russisch das Französisch, es kennt nämlich zwei Braun-Prototypen:
Für Französischsprecher sind „marron“ und „brun“ zwei klar unterscheidbare Farben. Etwas, das „marron“ ist, kann nicht eine Art von „brun“ sein. Muttersprachler der meisten anderen Sprachen würden „marron“ und „brun“ als „Hellbraun“ und „Dunkelbraun“ bezeichnen und somit der Grundfarbe „Braun“ zuordnen.
Ein Übersetzer muss darauf achten, solche Unterschiede in der Farbenbezeichnung zu berücksichtigen, um dem Vorwurf der Farbblindheit zu entgehen.