Denglisch: keine Entfremdung, sondern eine Bereicherung der deutschen Sprache

„Englisch zerstört unser Deutsch“, hört man die selbsternannten Bewahrer der deutschen Sprache immer wieder jammern. Der übermäßige Gebrauch englischer Wörter im Deutschen diene den „Denglisch“-Sprechern lediglich zur eigenen Profilierung. Zudem würden viele der englischen Ausdrücke im Englischen gar nicht so benutzt werden wie im Deutschen. Ein Paradebeispiel sei das Handy, das im Englischen bekanntlich mobile phone oder portable phone heißt.

In der Tat kann der Gebrauch englischer Begriffe verwirren, zum Beispiel bei der Stellensuche: Während ein Gesuch nach einem Regional Sales Manager Full Service Internet Provider ein enges Bewerberfeld anspricht, das aufgrund seiner sprachlichen Ausbildung mit dieser Jobbezeichnung etwas anzufangen weiß, sieht es beim Vision Clearance Engineer schon anders aus. Hier wäre es sinnvoller, das Gesuch nach einem Fensterputzer aufzugeben.

In die Stellenbezeichnungen hielt das Englische mit dem Aufkommen der New Economy Einzug. Die New Economy ist zusammengebrochen, die englischen Bezeichnungen sind geblieben – sofern sie eine Ergänzung oder akzeptable Ersetzung zum Deutschen darstellen.

Wie zum Beispiel Kids: Von Deutsch-Schützern mit dem Hinweis auf das deutsche Wort Kinder als überflüssig bewertet, befindet sich Kids längst im Alltagsgebrauch vieler Deutsch-Muttersprachler. Kids sind eben nicht nur Kinder, Kids spricht auch Jugendliche an. Auf diesem Weg transportiert die englische Bezeichnung den für Jugendliche meist unangenehmen Beigeschmack als Kind tituliert zu werden nicht.

Englische Wörter können also durchaus eine Bereicherung sein. Sie fließen in die deutsche Sprache ein und werden nach und nach den Grammatik- und Ausspracheregeln angepasst. Diese Transformation kann so weit gehen, das die ursprünglich englischen Wörter als solche nicht mehr zu erkennen sind. Wussten Sie zum Beispiel, dass Streik kein deutsches Wort ist, sondern auf das englische strike zurückgeht?

Und was das eingangs erwähnte Handy betrifft: Das englische Wort handy bedeutet praktisch, handlich – und das ist ein tragbares Telefon zweifelsohne. Unsinnig ist Denglisch also mitnichten, was die Deutsch-Schützern gerne als Stein des Anstoßes anführen.

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